Pinke Zitronen

Was Drachenboote und Brustkrebs gemeinsam haben? Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel, auf den zweiten aber schon: Pinke Zitronen e.V. bringt in Hannover und Region Frauen zusammen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Der Paddelsport ist eines von mehreren Projekten, über das sie nicht nur ein besonderes Gemeinschaftsgefühl entwickeln; die Bewegung wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess aus. Die Teilnehmer der Deutschen Postcode Lotterie in Niedersachsen unterstützen die wundervolle Arbeit der Pinken Zitronen, die Nicola Jahnke-Sieche gegründet hat.

Ein Samstagmorgen auf dem Maschsee in Hannover. Wuchtig und rhythmisch stechen die zehn Frauen ihre Paddel in die Gischt des Sees. Im Bug des Drachenboots verteilt die Trommlerin lautstark und unermüdlich Kommandos an die keuchende Besatzung, während die Steuerfrau das wippende Gefährt auf Kurs hält.

Die zwölf Frauen sitzen in einem Boot. Und das nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinne. Sie haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: einfach leben, den Brustkrebs besiegen. Für immer. Die zwölf Frauen waren erkrankt oder befinden sich aktuell in einer kräftezehrenden Therapie. Jetzt sitzen sie in einem Drachenboot zusammen.

Die Geschichte der Pinken Zitronen begann im Frühjahr 2017. Eigentlich startete sie schon zwei Jahre vorher, als bei Nicola Jahnke-Sieche Brustkrebs festgestellt wurde. Die zweifache Mutter suchte nach passenden Angeboten und nahm das Projekt Selbsthilfegruppe zusammen mit Wiebke Mrowka eigenmächtig in die Hand. Aus der Selbsthilfegruppe entstand im Herbst 2018 der eingetragene Verein und schließlich die Idee, mithilfe des Drachenbootsports Krebspatientinnen zusammenzuführen. "Unser Antrieb war, junge Frauen in einer ähnlichen Lebensphase zu vernetzen", erklärt Nicola Jahnke-Sieche. Heute sind die Pinken Zitronen mehr als das: "Wir sind Freundinnen fürs Leben."

Über die regelmäßige, sportliche Betätigung entwickeln die Pink Dragonistas, so nennen sich die mittlerweile 30 Paddlerinnen des Vereins, nicht nur ein stärkendes Gemeinschaftsgefühl für den weiteren Umgang mit der Erkrankung, der Wassersport ist Medizinern zufolge förderlich für die Entwicklung bei Brustkrebspatientinnen. Der Körper wird wieder mobilisiert, Lymphstaus können vermieden werden. Daneben spielt die psychosoziale Komponente eine wichtige Rolle. Das Signal, das die Frauen anderen Erkrankten entsenden möchten: Gemeinsam sind wir stark im Kampf gegen den Brustkrebs!

Ganz nebenbei sind die Pink Dragonistas, die ganzjährig bei Wind und Wetter beim Hannoverschen-Kanu-Club von 1921 e.V. auf dem Maschsee trainieren, im Drachenbootsport höchst erfolgreich: Als eines der ersten deutschen Brustkrebs-Drachenbootteams nahmen sie 2018 an den Deutschen Smallboat-Meisterschaften in Schwerin teil und erpaddelten sich in der Kategorie BCS (Breast Cancer Survivors) zweimal Gold.

Damit hatten sie sich für die Club-Europameisterschaft in Sevilla qualifiziert, die ein Jahr später im Juli stattfand. Ihre Erfolgsgeschichte setzte sich auch da fort: Sie kehrten als dreimalige Europameisterinnen zurück in die niedersächsische Landeshauptstadt. "Wenn ich an unseren allerersten Start in Sevilla zurückdenke, habe ich extreme Gänsehaut. Das waren Freude und Stolz pur. Denn so komisch das auch klingen mag: Ohne den Krebs wären wir nicht zur EM gefahren."