Seehundstation Friedrichskoog
Robben-Beobachtungsdeck
Suma wird Anfang Dezember 2020 verletzt und abgemagert auf der Helgolander Düne gefunden. Das etwa sechs Wochen alte Kegelrobben-Weibchen hat Verletzungen am gesamten Körper. Als sie der Seehundstation Friedrichskoog zur Rehabilitation übergeben wird, wiegt sie statt der in diesem Alter üblichen 30 Kilo nur noch elf Kilo.
Das Schicksal von Suma teilen viele junge Kegelrobben. Bereits nach wenigen Wochen sind sie selbstständig unterwegs, erkunden die Nordsee und das Wattenmeer. Sind sie zu schwach, oder werden sie durch Kämpfe mit Artgenossen verletzt, bedeutet das in vielen Fällen den sicheren Tod. Haben sie Glück, werden sie entdeckt und landen in der Seehundstation Friedrichskoog. Die Seehundstation ist die einzige vom Land Schleswig-Holstein autorisierte Aufzuchtstation, in der junge Seehunde und Kegelrobben so naturnah wie möglich aufgezogen werden. Im Jahr 2020 werden mehr als 200 Tiere dort eingeliefert, von denen 95 Prozent erfolgreich versorgt, aufgezogen und ausgewildert werden können.
Damit möglichst viele Besucher der Seehundstation mitbekommen, wie aus jungen verlassen oder verletzt aufgefundenen Robben kräftige Seehunde werden, wird im Winter 2020/21 mit den Arbeiten für ein sieben Meter hohes Beobachtungsdeck begonnen. "Das Beobachtungsdeck ermöglicht dem Gast einen Perspektivwechsel zum Beobachten der Robben", sagt Stationsleiterin Tanja Rosenberger. "Vom Deck ist eine Sicht auf die Dauerhaltungsbecken und in den Aufzuchtbereich möglich."
Zu den Fütterungszeiten werden die Besucher zudem über das Leben von Seehunden und Kegelrobben informiert – in freier Wildbahn oder als Gäste der Station. Tanja Rosenberger: „Durch Info-Tafeln oder von unseren Mitarbeitern erfahren die Besucher zum Beispiel eine Menge über die Robben-Forschung auf Helgoland und das richtige Verhalten gegenüber den Meeressäugern im Freiland. Sie werden aber auch über all die Dinge informiert, die in einer Seehundstation so täglich anfallen und mit denen unsere Mitarbeiter beschäftigt sind.“
Wegen der Corona-Pandemie muss auch die Seehundstation lange schließen. Ohne Eintrittsgelder ist das Team um Tanja Rosenberger vor allem auf Spenden und Fördermittel angewiesen – oder darauf, dass Menschen eine Patenschaft für die kleinen Robben übernehmen. Dieses Glück hat auch Suma. Ihr Pate gibt ihr nicht nur den Namen, er zahlt auch anteilig für Futter, Medikamente und tierärztliche Untersuchungen. Suma erholt sich schnell, wiegt schließlich stolze 41 Kilo und kann als erste Kegelrobbe des Winters 2020/21 wieder in die Freiheit entlassen werden. Genau dort, wo man sie ein paar Monate zuvor gefunden hatte: auf der Helgoländer Düne.
Dank der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Schleswig-Holstein konnte der Neubau des Beobachtungsdecks finanziert werden. Ein tierisch-guter #PostcodeEffekt.