Sarah-Wiener-Stiftung

Kräftig ziehen die Kinder an dem fedrig-grünen Möhrenkraut, um die noch mit frischer Erde verklebten Bio-Karotten aus dem matschigen Boden zu lösen. Stolz tragen sie die selbst geernteten Feldfrüchte zum Bauernhof, schrubben sie mit Wurzelbürsten sauber und legen das Gemüse für die spätere Verarbeitung beiseite. Beim Hoftag dürfen die Mädchen und Jungen tatkräftig mit anpacken und lernen gleichzeitig den Ursprung von Lebensmitteln kennen. Vom Acker in den Mund! – wie es der Projekttitel verspricht.

Vielen Kindern ist nicht bewusst, wie Gemüse wächst, wo Eier herkommen, was in einem Würstchen steckt und welche Auswirkungen ihre Art zu Essen auf die Natur hat. „Das schwindende Wissen über die Zubereitung, Herkunft und Vielfalt von Lebensmitteln bei Kindern besorgt mich zutiefst“, erklärt Sarah Wiener, Köchin und Gründerin der gleichnamigen Stiftung. „Kinder, die Kocherfahrungen sammeln, Geschmäcker ausprobieren, mit Genuss essen lernen und miterleben, wie Lebensmittel in der Landwirtschaft erzeugt werden, ernähren sich gesünder und verhalten sich nachhaltiger gegenüber ihrer Umwelt.“

Auf dem Feld oder im Stall lernen die Kinder deshalb eine wertschätzende Haltung gegenüber Lebensmitteln und erleben mit allen Sinnen das ganzheitliche System eines Biobauernhofes. Warum ist der Anbau regionaler Pflanzen so wichtig? Was bedeutet Kreislaufwirtschaft? Und wie sieht artgerechte Tierhaltung aus?

Die Antwort auf die letzte Frage erfahren die faszinierten Kinder hautnah, als sie sich leise flüsternd mit langsamen Bewegungen auf ihre Fersen hocken, um die im Gras pickenden Hühner nicht zu erschrecken. Die Hennen kommen näher, lassen sich von den Kindern sogar über die weichen Federn streicheln. Als der Hahn mit seinem prächtigen roten Kamm heranstakst und ein paar Körner aus der dargebotenen Hand pickt, müssen die Kinder dann doch kichern.

Welche Tiere oder Pflanzen die Drei- bis Zehnjährigen beim Hoftag zu sehen bekommen, hängt von dem besuchten Landwirtschaftsbetrieb ab. Die Sarah Wiener Stiftung hat 35 Partnerhöfe für praktische, altersgerechte Ernährungsbildung. Dank der finanziellen Unterstützung der Deutschen Postcode Lotterie können angemeldete Schulklassen oder Kita-Gruppen diese kostenlos besuchen.

Vor dem gemeinsamen Essen geht es in die Hofküche, wo die Kinder Karotten schnippeln oder die gesammelten Eier zu einem Teig verkneten. Am Ende dieses Hoftags sind sich die Heranwachsenden daher einig: Sie haben viel über Tiere und Pflanzen gelernt, das gemeinsame Kochen hat großen Spaß gemacht und das gesunde Essen war richtig lecker!

Dank des Engagements der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Berlin wird das Projekt der Sarah Wiener Stiftung mit 100.000 Euro gefördert.

Fotos: Sarah-Wiener-Stiftung / photothek