Heinrich-Böll-Stiftung

Die Initiative Klimabürger*innen – Wir packen es an! unterstützt lokale Klimaschutzgruppen bei der Planung und Umsetzung eigener Aktivitäten, für mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und tatkräftigen Klimaschutz. Im Interview erklärt Doris Lorenz von der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein, warum lokales Engagement so wichtig ist und was es mit dem Klimabürger*innen-Baukasten auf sich hat.

Die Politik ringt stets um effektiven Klimaschutz – was können die Klimabürger*innen da noch beitragen?
Das sind zwei Seiten einer Medaille. Die Politik traut sich vor allem dann Maßnahmen zu, wenn sie von der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger Zuspruch erwartet. Das ist eine unserer Hauptaufgaben: Diesen Zuspruch unter den Bürgerinnen und Bürgern zu erzeugen. Je erfolgreicher wir damit sind, umso mehr Druck üben die Bürgerinnen und Bürger auf die Politik aus, solche Maßnahmen umzusetzen. Deshalb ist es so wichtig, das Thema Klimaschutz in der Bevölkerung präsent zu machen.

Klimaschutz ist ein großes Thema. Wo fangen Sie an?
Wir wollen Bürger*innen dazu motivieren, sich in vier Themenfeldern einzusetzen: Das erste ist Energie, beispielsweise was Investitionsentscheidung von Hausbesitzerinnen und Hausbesitzern zur Senkung des CO2-Bedarfs angeht. Das zweit ist die Mobilität, wobei jede Einzelperson ihr Verhalten selbst reflektieren muss. Beim Thema Ernährung wird medial immer bedeutender, welchen großen Einfluss vor allem unser Fleischkonsum hat, da muss ich selbst entscheiden, wie viel ich brauche. Und zuletzt noch der gesamte Konsumbereich.

Zur Unterstützung der regionalen Gruppen haben Sie den Klimabürger*innen-Baukasten entwickelt. Was ist das und wie profitieren die Aktionsgruppen davon?
Es gibt viele lokale Initiativen, die bereits gute Aktionen auf die Beine gestellt und mit viel Leidenschaft schon große Erfolge erzielt haben. Das wollen wir aufgreifen und anderen zeigen: Das sind Menschen wie Du und ich. Die haben etwas geschafft und Du kannst das auch.

Für jeden der vier Klimaschutzaktionspunkte und das Thema CO2-Reduktion wollen wir gute Beispiele und engagierte Menschen vorstellen – und zum Nachmachen anregen. Der Klimabürger*innen-Baukasten enthält zum Beispiel eine Checkliste ‚Wie organisiere ich ein Repair Café oder zeigt auf, wie ich die Klima Wald Stiftung dazu bekomme, bei mir einen Wald zu pflanzen.

Wirken einzelne Maßnahmen auch (medial) über den Aktionsradius hinaus?
Mit den sozialen Medien, also Instagramm und Facebook, können wir Aktionen und Ergebnisse kommunizieren. Zum Beispiel haben wir aus einem Vorgängerprojekt zehn Videointerviews mit Menschen veröffentlicht, die schon aktiv sind. Es soll anregen und Lust machen, sich selbst etwas vorzunehmen. So versuchen wir unsere Bekanntheit zu steigern und noch mehr Menschen zu erreichen.

Wie hat Ihnen die Förderung der Postcode Lotterie dabei geholfen?
Für uns ist die Förderung maßgeblich, um unsere Arbeit überhaupt tun zu können. Um möglichst viel Ehrenamt zu bewirken – und das ist, was wir am Ende des Tages erreichen wollen – braucht es Hauptamtliche, die dem auf die Sprünge helfen. Das unterstützt die Deutsche Postcode Lotterie.

Außerdem haben wir dank ihrer Hilfe einen Aktionsfonds und damit natürlich nochmal ein richtiges Leckerli. Mit dem Aktionsfons können wir einen Wettbewerb der Ideen zu Klimaschutz vor der Haustür ins Leben rufen. Damit sammeln wir gute Ideen zur Umsetzung von Maßnahmen und können diese mit kleinen Geldbeträgen anstoßen oder unterstützen. So können die Initiativen zum Beispiel Flyer oder Plakate zur Eröffnung eines Repair Cafés drucken, damit es überhaupt losgehen kann.

Wie geht es jetzt weiter?
Erst einmal werden wir die Gruppenbildung und Gruppenaktionen durchführen. Dann wollen wir die einzelnen Gruppen vernetzen und in gegenseitigen Austausch bringen, um zu zeigen, wie viele Bürgerinnen und Bürger schon mitmachen und was für eine Bewegung dadurch im Land entsteht.

Die Deutsche Postcode Lotterie unterstützt die Initiative Klimabürger*innen – Wir packen es an! der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein mit 296.320 Euro.

Das Interview führte Stefanie Eß.

Bildunterschrift Teamfoto: (links nach rechts) Maura Rafelt, Anna-Lea Reinhart, Melina Wolter, Felicia Hofstätter, Doris Lorenz von der Heinrich-Böll Stiftung.